In regelmäßigen Abständen greifen wir Themen aus der Werkstoff- und Schweißtechnik sowie dem Qualitätsmanagement im metallverarbeitenden Betrieb auf. Sie sind herzlich eingeladen, die dargestellten Einträge zu kommentieren und interessante Diskussionen anzustoßen.
24.08.2018
In TV-Serien wird zwar oft mit Metallerzeugnissen hantiert, z. B. Schwertern, aber leider kommt die Erzeugung selbst recht selten vor. Umso schöner für Metallurgen, wenn es dann doch einmal passiert, wie in der 4. Staffel, Folge 1 von „Game of Thrones“. Die Folge beginnt damit, dass die siegreichen Protagonisten das Schwert ihres getöteten Feindes namens „Eis“ in zwei neue Schwerter umarbeiten. „Eis“ besteht aus sogenanntem „valyrischen Stahl“, der in einem besonderen, mit Magie angereicherten Verfahren hergestellt wird. Der fantastische „valyrische Stahl“ soll von der Art her in etwa mit realem Damaszener-Stahl vergleichbar sein.
Damaszener-Stahl herzustellen war und ist eine Kunst. Eine Möglichkeit ist, zwei Stahlsorten mit unterschiedlichen Legierungsgehalten, insbesondere unterschiedlichen Kohlenstoffgehalten, abwechselnd aufeinander zu schichten. Anschließend wird das geschichtete Material bis zur Weißglut erhitzt, durch Flachhämmern verschweißt und abgeschreckt. Das so erzeugte Stück wird geteilt und erneut aufeinandergelegt, diese Prozedur wiederholt sich mehrmals. Das Ergebnis ist ein fester und zäher Stahl. Neben diesem Schweißverbundstahl gibt es aber auch noch die Variante des Wootz-Stahls. Historisch wurde hier eine Mischung aus Eisen, Holzstücken, Laub und Glasscherben einer mehrstufigen Wärmebehandlung unterzogen, bevor es geschmiedet wurde.
Was passiert nun mit „Eis“? Im Film ist zu sehen, wie das ursprüngliche Schwert eingeschmolzen und die Schmelze anschließend in eine Form gegossen wird. Fertig, das war´s, zumindest im Film. Leider taugt ein Guss-Schwert gar nichts. Es ist spröde und würde im Kampf leicht zerbrechen. Man kann nur hoffen, dass der in der Filmszene anwesende Schmied tatsächlich noch geschmiedet und das Material wenigstens vergütet hat. Aber „valyrischer Stahl“ wird es nicht mehr, da hilft auch keine Magie. Vielleicht wäre es besser gewesen, das Schwert zum Nachttopf umzuarbeiten. Neben der unbestreitbaren Nützlichkeit eines solchen Gegenstands hätte man dann noch die mentale Genugtuung, die eine Erleichterung auf Feindesmaterial so mit sich bringt. Zumindest, bis die Korrosion zuschlägt!
Jana Heyer - 13:15 @ Stahl | Kommentar hinzufügen
+49 (0) 2151 352 49 85
+49 (0) 176 32 41 81 38
Kommentar hinzufügen
Die Felder Name und Kommentar sind Pflichtfelder.